Als ich für einen Artikel in einem Hundemagazin recherchierte, kam ich auf das Thema des Rückwärtsgehens, durch das der Hund sehr gut trainiert werden soll. Was vor allem in der Zeit der Coronageschichte wichtig war, als unsere Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt war. „Was gut für den Hund ist, ist bestimmt auch gut für uns Menschen“, dachte ich mir.

Ja, ich recherchierte weiter und siehe da, das Rückwärtsgehen birgt tatsächlich auch ganz viel Gesundheitspotenzial für uns Menschen! Gleich habe ich es ausprobiert, es braucht einiges an Übung. Gut ist es auch, langsam zu beginnen, den Körper und unseren Geist langsam, Schritt für Schritt an dieses neue Bewegungsmuster zu gewöhnen.

Denn unser Geist und unser Körper sind es gewohnt, dass wir uns vorwärts bewegen. Ohne dass wir dabei groß nachdenken müssen. Automatisch bewegen wir uns vorwärts fort.

Challenge Andersdenken

Unsere Gehirnzellen bekommen nun eine Aufgabe, einen Kick. Denn Rückwärtsgehen funktioniert anders als das „normale“ Gehen, das wir automatisch machen. Die wunderbare Übung für unsere Koordination, unser Gleichgewicht und unsere Haltung ist zugleich sehr gut für unsere Wirbelsäule.

1978 begann der Franzose Christian Grollé, sich mit dem Rückwärtslaufen zu beschäftigen. Die spezielle Körpererfahrung bedeutet einen Ausgleich und eine Abwechslung für die Muskulatur, die Gelenke und das Gehirn. Der Bewegungsablauf wird umgedreht, dadurch müssen wir komplett umdenken und unsere rechte Gehirnhälfte wird aktiviert. Auf diese Weise werden deine Sinne geschärft und dein Körpergefühl wird verbessert.

Deine Aufmerksamkeit und deine Konzentration erhöhen sich beim Rückwärtslaufen, gleichzeitig arbeiten beide Gehirnhälften, sodass sich die Gehirndurchblutung verbessert. Neue Verbindungen (Synapsen) entstehen zwischen einzelnen Gehirnzellen, die helfen, degenerative Erkrankungen im Alter wie etwa Alzheimer vorzubeugen.

Auch muskuläre Dysbalancen werden reduziert oder gar vermieden, weil die Muskulatur, die beim normalen Gehen oder Laufen zu kurz kommt und zu wenig aktiviert wird, mehr beansprucht wird beim Rückwärtsbewegen.

Die positiven Auswirkungen des Rückwärtsgehens:

Rückwärtsgehen

  • verfeinert die Sinne und die Konzentrationsfähigkeit
  • verbessert die Koordination
  • kräftigt Beinmuskeln, die weniger beansprucht sind, ebenso die Hüft- und Wirbelsäulenmuskulatur
  • stärkt unser Körperbewusstsein und unser Herz
  • reduziert Schmerzen im unteren Rückenbereich und verbessert die Haltung
  • belastet weniger unsere Knie und schont sie dadurch
  • regt den Stoffwechsel und die rechte Gehirnhälfte an
  • steigert unsere Energie
  • ist lustig zu zweit

Für jedermann und jederfrau

Nicht nur jeder Läufer sollte Rückwärtsbewegungen einmal ausprobieren bzw. regelmäßig durchführen: Ob gehend oder laufend, bereichert diese Bewegungsform physiologisch, psychologisch, sportlich, spirituell und soziologisch sehr!

Üben lässt sich das Rückwärtsgehen am Sichersten auf einem Laufband, weil wir uns an den Handläufen abstützen bzw. festhalten können. Wenn jedoch geradlinige Strecken in freier Natur zur Verfügung stehen, die flach und frei von Hindernissen sind, wirkt das Sein in der Natur zusätzlich auf Körper, Geist und Seele.

Trainingsstart

Beginne ganz langsam, wirklich Schritt für Schritt und mit wenigen Metern. Steigere deine Geschwindigkeit langsam, aber stetig, ebenso die Distanzen, die du zurücklegst. Ab einer gewissen Schnelligkeit, sobald du diese erreicht hast, kannst du tatsächlich probieren, auch rückwärts zu laufen, wenn du das magst. Konzentriere dich dabei jedoch wirklich auf jeden Schritt und unterschätze deine eigene Geschwindigkeit nicht.

Dein Gehirn und dein Körper brauchen Zeit, um sich an die neuen Bewegungs- und Denkabläufe zu gewöhnen. Wir brauchen zu Beginn mehr Aufmerksamkeit und Konzentration, wodurch unser Körper und unser Geist rascher ermüden. Versuche auch, möglichst aufrecht zu gehen bzw. zu laufen. Trainiere am besten so, dass du abwechselnd vorwärts und rückwärts gehst oder läufst. Wenn du die Übung mit Freunden machst, könnt ihr abwechselnd rückwärtsgehen/-laufen und jeweils der andere kann dabei den Weg beschreiben, damit man sicher weiterkommt.

Selbst wenn du nur mit ein paar Metern anfängst, wirst du dies am Abend spüren. Steigere dich daher langsam und baue das Rückwärtsgehen regelmäßig in deinen Trainingsplan beim Gehen oder Laufen ein. Viel Spaß dabei!

Du kannst uns gerne über deine Erfahrungen mit dem Rückwärtsgehen. Schreib einen Kommentar – wir freuen uns darauf!